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Helicobacter pylori Auslöser für Sodbrennen

Die Fachwelt staunte nicht schlecht, als man im Jahre 1983, also ziemlich spät, im Inneren des menschlichen Magens ein lebendes Bakterium entdeckte. Wie konnte das sein, dass jemand in diesem lebensfeindlichen Milieu überleben kann – und was macht der da?

Kurz gesagt:

Helicobacter pylori ist der Erreger verschiedener Erkrankungen des Magens, wie Gastritis, Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür. Die Mehrheit der Menschen ist Träger des Keimes, Symptome einer Erkrankung werden aber nur selten beobachtet. Macht das Bakterium Probleme, kann eine Eradikationstherapie Abhilfe schaffen.

Wer ist Helicobacter pylori?

Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das Schleimhaut unseres Magens besiedeln kann. Das ist erstaunlich, denn der Magen bietet ein extrem aggressives Milieu und wurde lange als steriles Organ betrachtet. Aber Helicobacter pylori hat clevere Strategien entwickelt, in dieser lebensfeindlichen Umgebung zu überleben:

Es nistet sich tief in die dicke Mucosa (Schleimschicht) der Magenschleimhaut ein. Dort ist es schon ziemlich gut vor einem Angriff der Magensäure geschützt.
Es produziert Ammoniak und Kohlendioxid aus Harnstoff. Ammoniak ist stark basisch und schafft in der direkten Umgebung des Bakteriums ein neutrales Mikromilieu.
Helicobacter pylori ist ansteckend. Der Übertragungesweg ist nicht komplett geklärt, aber die Infektion erfolgt durch Fäkalverunreinigungen und die Übertragung von Speichel. Infektiöse Bakterien können sowohl im Stuhl als auch im Speichel nachgewiesen werden. Schlechte hygienische Verhältnisse stellen daher einen gewissen Risikofaktor für die Infektion dar.

Helicobacter pylori wird für verschiedene Magenerkrankungen verantwortlich gemacht, die mit einer erhöhten Sekretion von Magensäure einhergehen, wie

  • Gastritis
  • Magengeschwüre
  • Zwölffingerdarmgeschwüre

H.pylori ist für die überwiegende Mehrheit der Ulkuserkrankungen verantwortlich und eine chronische Infektion mit dem Bakterium ist ein Risikofaktor für verschiedene Krebserkrankungen im Magen. Seit 1994 zählt Helicobacter pylori deshalb offiziell zu den Karzinogenen.

Was macht Helicobacter pylori so gefährlich?

H. pylori produziert Enzyme, die die Magenschleimhaut schädigen und Entzündungen hervorrufen. Als Folge steigt die Produktion von Gastrin, einem Hormon, das die Produktion der Magensäure anregt. Eine Infektion mit Helicobacter pylori lässt den Gastrinspiegel um 40% ansteigen. Vor allem nach den Mahlzeiten wird viel Gastrin produziert. Aus der dauerhaft erhöhten Säurebelastung des Magens können sich Geschwüre und Tumore entwickeln.

H.pylori ist genetisch sehr vielseitig. Manche Helicobacter Stämme sind relativ zahm und verursachen keine Beschwerden. Obwohl bei infizierten Personen immer eine leichte Gastritis vorliegt, bleibt sie bei manchen Patienten ohne nennenswerte Symptome. Manche Helicobacter Stämme besitzen aber zusätzliche Pathogenitätsfaktoren, die die Entstehung von Geschwüren und Tumoren stark fördern.

Manche Stämme bilden ein Zellgift, dass zur Entstehung von kleinen, mit Zellsaft gefüllten, Hohlräumen in den Epithelzellen der Magenschleimhaut führt. Die platzen irgendwann und das Gewebe ist zerstört.
In einem weiteren Angriff injiziert das Bakterium ein zuckerartiges Makromolekül in die Zelle des Magenepithels und löst dadurch eine Reaktionskette aus, die in einer Gastritis endet.
Darüber hinaus produzieren die Bakterien auch Enzyme, die unsere körpereigene Immunabwehr lahm legen.
Stämme, denen diese Eigenschaften fehlen verursachen viel seltener Magen- oder Zwölfingerdarmgeschwüre als ihre aggressiven Artgenossen.

Helicobacter pylori macht uns nicht nur krank

In letzter Zeit werden aber auch positive Effekte einer Helicobacter Infektion berichtet.

Die Infektionsrate mit Helicobacter pylori ist rückläufig und seit die Bakterien weitestgehend aus unserem Magen verschwunden sind, beobachtet man einen rasanten Anstieg von Zivilisationskrankheiten, Athma und interessanterweise auch Speiseröhrenleiden. Das ist bisher nur eine Korrelation, ohne den Beweis, dass auch ein Kausalzusammenhang besteht, aber die Mediziner werden langsam nachdenklich.

Symptome einer Helicobacter Infektion

Wie bereits erwähnt verläuft in den meisten Fällen eine Infektion mit Helicobacter pylori ohne Symptome. Viele Betroffene ahnen gar nichts von ihren bakteriellen Untermietern. Falls aber verstärkt Symptome wie

auftreten, können das die typischen Helicobacter pylori Symptome sein.

Wer hätte das gedacht?

Helicobacter pylori ist keine Errungenschaft unserer modernen Lebens- und Ernährungsweise. Die Menschheit ist nachweislich bereits seit mehr als 60 000 Träger des Bakteriums. Wir haben Helicobacter aus Afrika mitgebracht und es hat uns auf allen unseren Völkerwanderungen begleitet. Wir haben uns gemeinsam entwickelt, eine Coevolution erfahren. So kann man heute nicht nur anhand des menschlichen Erbgutes sondern auch anhand der Magenbakterien die genetische Herkunft eines Menschen bestimmen.

Diagnose der Helicobacter Infektion

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Helicobacter nachzuweisen:

Helicobacter-Urease Test (HU-Test):

Eine Gewebeprobe wird mit Harnstoff und einem Indikator zusammengeführt. Ist Helicobacter in der Probe vorhanden, setzt es den Harnstoff zu Ammoniak und Kohlendioxid um. Der Ammoniak alkalisiert das Medium und der Teststreifen verfärbt sich. Für diesen Test benötigt man eine Biopsie, die während einer Magenspiegelung entnommen wird. Das Testergebnis liegt innerhalb weniger Minuten bis maximal 24 Stunden vor.

Atemtest:

Auf dem Prinzip der Harnstoffspaltung zur Identifizierung von Helicobacter pylori basert auch der Atemschnelltest. Der Patient nimmt eine isotopenmarkierte Harnstofflösung zu sich. Wenn in der Atemluft isotopenmarkiertes Kohlendioxid auftritt, deutet das auf eine Helicobacter  Infektion hin.

Serum-Antikörper-Test:

Ist Helicobacter anwesend bildet das Immunsystem Antikörper, die in einem Bluttest, dem ELISA Verfahren, identifiziert werden können.

Stuhl-Antigen-Test:

In Speichel- und Stuhlproben kann man Antigene gegen Helicobacter pylori nachweisen.

Therapie:

Arzt in der Sprechstunde mit PatientinVor der Entdeckung von Helicobacter pylori wurden Magenerkrankungen wie Sodbrennen oder Gastritis ausschließlich mit Säureblockern oder Antazida behandelt. Heute sieht man einen wichtigen Angriffspunkt der Helicobacter pylori Behandlung in der Eradikation, der Ausrottung des Erregers.

Für die Eradikation von Hecobacter pylori stehen verschiedene Behandlungsschemata zur Verfügung. Grundsätzlich erfolgt die Behandlung mit einer Kombination von einem Protonenpumpenhemmer mit verschiedenen Antibiotika über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen. Es werden immer mehrere Antibiotika gleichzeitig eingesetzt. Ein einzelnes Antibiotikum zeigt nicht genügend Wirkung, um den Keim effektiv auszulöschen. Die Protonenpumpenhemmer heben den pH Wert im Magen und im nicht sauren Milieu ist das Bakterium leichter abzutöten.

Die Schwierigkeiten einer Eradikationstherapie bestehen darin, dass die Bakterien Resistenzen entwickeln und die Wirkung der Antibiotika nachlässt. Außerdem besteht die Gefahr einer Reinfektion, denn Helicobacter kommt auch im Mundraum von Parodontitis-Patienten vor. Gelegentlich mangelt es auch an der mangelnde Compliance der Patienten, denn die Therapie kann unangenehme Nebenwirkungen haben.

Ernährung bei Helicobacter pylori Infektionen

Im Allgemeinen wird Betroffenen eine leichte Magenschonkost empfohlen, die reichlich Basenbildner und Ballaststoffe in Form von Obst und Gemüse enthält.

Eine (sehr kleine) Studie untersuchte die Auswirkung von Broccoli Sprossen auf die Helicobacter Population. Die Probanden verzehrten eine Woche lang zweimal täglich Broccoli Sprossen. Bei 80 Prozent der Teilnehmer war nach einer Woche Helicobacter nicht mehr im Stuhl nachweisbar. Dafür soll der im Broccoli enthaltene Wirkstoff Sulforaphan verantwortlich sein. Er wirkt anscheinend nicht nur krebshemmend, sondern bekämpft auch die Magenbakterien effektiv.

Auch Probiotika in der Nahrung wirken sich – aus der Sicht des Wirtes – günstig auf die Keimzahl aus. Probiotika sind fermentierte Lebensmittel, die reichlich lebende Milchsäurebakterien enthalten und zum Teil antibiotische Aktivität entfalten.

Besonders günstig soll eine Kombination beider Ansätze sein.

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In Zusammenarbeit mit:

Dr. Evelyn Zientz
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