Frau mit Schmerzen im Bauch

Nervöser Magen und Sodbrennen

Ja, tatsächlich: Unser Gehirn hat eine Filiale im Bauch. Zeigen die Beschäftigten dort allzu viel Respekt vor der Firmenleitung, kann uns das ganz schön auf den Magen schlagen. Wer vor aufregenden, stressigen Ereignissen wie Prüfungen, Meetings oder Reisen unter Sodbrennen, saurem Aufstoßen und Magenkrämpfen leidet, weiß ein Lied davon zu singen.

Kurz gesagt:

Es besteht ein heftiger Informationsaustausch zwischen unserem Kopf und unserem Bauch. Die meisten Daten fließen von Bauch zum Kopf, nur ein kleiner Teil in umgekehrter Richtung. Die können es aber richtig in sich haben. Wenn unser Bauchhirn darauf zu heftig reagiert, kann ein nervöser Magen mit Sodbrennen und Magenbeschwerden das Ergebnis sein. Aber man kann vorbeugen und etwas dagegen tun.

Eigentlich wäre alles ganz harmlos

Die Sache war eigentlich so gedacht: In Gefahrensituationen ist eine rasche körperliche Anpassung notwendig, die den Körper auf Kampf oder Flucht vorbereitet: Die berühmte Fight-or-Flight Situation, die wir aus dem Biologieunterricht kennen. Beides benötigt große Energiereserven, deswegen wird alles, was nicht so wichtig ist kurz mal abgeschaltet.

Wie funktioniert das? Der Auslöser ist Stress. Bei Angst und Gefahr, also Stress, werden Signale an das Zwischenhirn gesendet. Das wiederum aktiviert die Nebenniere, Stresshormone auszuschütten. Für den schnellen Kick zwischendurch ist das Adrenalin. Dauert der Stress länger an, wird auch Kortison freigesetzt.

Die Stresshormone lassen den Puls steigen, die Atemfrequenz steigt, die Muskulatur wird besser durchblutet. Der Körper mobilisiert alle Energiereserven, die er finden kann.

Für die Verdauung ist jetzt keine Zeit, die hat Pause. Das Blut wird aus dem Verdauungstrakt abgezogen, dadurch steht weniger Sauerstoff zur Verfügung und der Nahrungstransport stoppt.

Je nachdem, wie viele Stresshormone unterwegs sind, fällt die Reaktion unterschiedlich aus. Schneller und genauso stark geht das durch Stimulation der Nerven des Bauchhirns. Eine geringe Aktivierung äußert sich vielleicht in Bauchgrimmen und leichter Übelkeit. Im Extremfall will der Körper allen überflüssigen Ballast möglichst schnell loswerden, öffnet die Schleusen und macht den Weg frei – für Erbrechen und Durchfall.

Das Bauchhirn:

Das Bauchhirn ist ein Teil des vegetativen Nervensystems. Es umkleidet den gesamten Verdauungstrakt mit Nervenzellen. Es arbeitet selbständig, misst den Inhalt und Dehnungszustand des Verdauungssystems und meldet seine Befunde an das Gehirn. Kopfhirn und Bauchhirn stehen über den Nervus vagus miteinander in Verbindung, aber 90 Prozent der Informationen laufen vom Bauch zum Kopf.

Wenn diese Nerven verrückt spielen ist das Ergebnis ein nervöser Magen.

Ein nervöser Magen reagiert ganz normal…

…nur sieht er Gespenster. Die Fight-or Flight Reaktion ist eine ganz normale, sinnvolle Reaktion des Körpers, die sicher schon vielen unserer Vorfahren das Leben gerettet hat. Zum Problem wird sie erst, wenn der Körper überreagiert, wenn der Stresslevel, der diesen überlebenswichtigen Mechanismus auslöst, eigentlich zu niedrig ist. Wer aber ständig unter Strom steht, dem liefert schon eine banale Alltagssituation den Auslöser für eine ernsthafte Kampfsituation.

Die Beschwerden entstehen durch eine Überempfindlichkeit der Nerven des Bauchhirns. Sie sehen Gespenster, reagieren überzogen, melden Alarm, wo keiner ist. Unser Magen fängt daraufhin im wahrsten Sinne an zu rotieren, schüttet vermehrt Magensaft aus und das verursacht Schmerzen.

Darüber freut sich ein nervöser Magen:

Ein nervöser Magen wird ganz ruhig, wenn man ihn aus dem Bad in den Stresshormonen holt und die Nerven beruhigt. Lang- oder mittelfristig ist es deshalb günstig, wenn man die allgemeine Belastung reduziert und eine ruhigere Kugel schiebt.

Tempo rausnehmen

Man kann den Stresslevel senken, indem man die allgemeine tägliche Belastung reduziert, sich weniger vornimmt und sich für alle Erledigungen genügend Zeit einplant.

Entspannen

Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung sind Übungen, die bestens geeignet sind, übermäßigen Stress abzubauen bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen, denn „Jetzt noch schnell Yoga und dann ab zu…“ das funktioniert nicht. Aber wenn man seine innere Ruhe schon gefunden hat, kann man sie mit diesen Ritualen erhalten.

Stresssituationen entschärfen

Wer weiß, von welchen Faktoren er sich unter Druck setzen lässt, kann versuchen, diese zu umgehen. Wer Angst vor Stau hat, kann ja früher losfahren,

Stressoren minimieren

Je unerwarteter oder außergewöhnlicher eine Situation ist, desto heftiger reagiert der Körper mit Stress. Man kann aber lernen, mit den auslösenden Situationen umzugehen.

Leidet man unter irgendwelchen Ängsten kann es langfristig helfen, wenn man diese Situationen bewusst sucht. Zunächst in geringer Dosierung, die keine Stressantwort auslöst, kann man sich selbst desensibilisieren. Das sollte man ganz sanft machen. Also nicht ins Wasser springen, wenn man noch nicht schwimmen kann. Kehrt die Stress auslösende Situation immer wieder, gewöhnen wir uns mit der Zeit daran.

Vagusnerv Stimulation bringt Ruhe

Der Vagusnerv ist der wichtigste Nerv des parasympathischen Nervensystems und die Direktleitung ins Bauchhirn. Ist er angeregt, bringt er uns Ruhe und unser Verdauungssystem in den richtigen Takt. Den Nerv verläuft am Hals entlang der Halsschlagader. Die Massage der Halsschlagader kann den Vagusnerv stimulieren.

Ein nervöser Magen braucht besondere Pflege

Es gibt zum Glück einiges das man in – oder besser vor – akuten Stresssituationen tun kann, um dem nervösen Magen zu besänftigen:

  • Leichte Kost verträgt sich mit dem überempfindlichem Magen am besten, denn Fett und Ballaststoffe belasten den Magen und können im Ernstfall zu Beschwerden führen. Besser man verzichtet auf üppige Mahlzeiten vor dem Kampf.
  • Dann sollte man die Mahlzeiten in Ruhe und einer entspannten Situation einnehmen. Wenn das nicht möglich ist, ist Fasten die bessere Wahl.
  • Ein Toilettengang vor dem Aufbruch hilft, den Darm zu entleeren.
  • Auch verschiedene magenfreundliche Hausmitttel, wie Wärmflaschen oder Tees, helfen, die Symptome zu lindern. In akuten Fällen ist die Einnahme von Medikamenten ratsam. Das sollte aber nicht zur Dauereinrichtung werden.

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In Zusammenarbeit mit:

Dr. Evelyn Zientz
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